Tina Nicole v. Falkenstein

 Schauspielerin



Kritiken


"Für mich soll's rote Rosen regnen"

...Tina Nicole v. Falkenstein glänzte in ihrer Rolle als gereifte Hildegard Knef und viele Besucher waren bereits in der Pause davon überzeugt, dass keine bessere Besetzung für diese Rolle gefunden werden konnte. Durch die Ausstrahlung und die stimmliche Variabilität von Tina-Nicole v. Falkenstein hatte man während des ganzen Stückes immer wieder den Eindruck, dass Hildegard Knef persönlich auf der Bühne stand. Mit lang anhaltendem stehendem Applaus bedankten sich die Zuschauer bei den Künstlern für ihre glanzvolle Leistung und einen besonderen Theaterabend auf der Freilichtbühne der Altmühlsee Festspiele.  (Altmühlfranken-live.de 2016)

Foto: Hilde Bickel

Figuren verschmelzen.. Stimme und Make-up sind v.a. bei Tina-Nicole v. Falkenstein dem Original beängstigend ähnlich... (HAB, 25.7.2016)



"Ich bin so knallvergnügt erwacht"

Kritik Schönwald i. Schwarzwald 2022 (Schwarzwälder Bote)

..... Die beiden Künstler aus München hatten als Repertoire eine Auswahl von 49 Gedichten und kurzen Erzählungen mitgebracht. Diese wurden, jedes für sich, aber auch im Zusammenhang dialogisch gestaltet rezitiert. v. Falkenstein und Wegscheider erwiesen sich dabei als großartige Profis. Ihren eindrucksvollen Vortrag begleiteten sie mit hervorragender Mimik und Gestik. Beide legten Wert auf die Erkenntnis, dass Ringelnatz eben kein Hanswurst gewesen ist, sondern ein großer Lyriker, dem 1909 der Durchbruch in der Münchner Künstlerkneipe "Simplicissimus" gelang.
Sie erspürten und stellten das Besondere des Menschen Joachim Ringelnatz dar. Das Publikum dankte ihnen mit lang anhaltendem Beifall. In den Zugaben stellten sie ein Wiedersehen "hier in diesem Theater" in Aussicht.

Kritik Herrenberg 2019

Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider...verstehen es, nicht nur den komischen Ringelnatz lebhaft und spitz vorzustellen, sondern auch die leiseren Seiten seines Humors zum Klingen zu bringen. In ihre Rezitationen flechten sie immer wieder kurze Anekdoten aus Ringelnatz' Leben ein - und immer bleibt das unterhaltsam, flott und spritzig, keinen Augenblick gerät es zum Vortrag. Die Texte liegen dem Sprecher kurios wendungsreich im Mund und leuchten dort hintersinnig. Tina Nicole v. Falkenstein mimt mit echter Laune den Dichter, der was über München zu sagen hatte, und nicht nüchtern,
sondern mit argem Schwung in der Satzmelodie. Eine Zugabe müssen sich Tina-Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider nicht zurechtlegen, der Dichter hat sie unter diesem Titel schon bereitgestellt; sie gehört zu seinen
bekanntesten Stücken. „Ein ganz kleines Reh“, rezitiert Tina Nicole v. Falkenstein, „stand am ganz kleinen Baum, still und verklärt, wie im Traum. Das war des Nachts elf Uhr zwei. Ich kam um vier morgens wieder vorbei“ –das Reh freilich regt sich nicht, als der Vorbeigänger es dann atemlos stupst.
Es ist aus Gips. War der Dichter nüchtern? Spekulation.
Joachim Ringelnatz konnte auch Anmachsprüche, für die, die das brauchen–
„Guten Abend, schöne Unbekannte!“, ruft er, ruft Jürgen Wegscheider. „Es ist nachts halb zehn. Würden Sie, liebenswürdigerweise, mit mir schlafen gehn? 


Kritik 2018

Egenhofen, 8. August 2018
Hintersinniger Ernst

Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider widmen sich in der Furthmühle dem oft unterschätzten Literaten Ringelnatz
Von Renate Zauscher, Egenhofen
Wer eigentlich war Joachim Ringelnatz? Nur der komische Kauz, Verfasser von Nonsens-Gedichten, skurrilen Erzählungen und witzigen Aphorismen, als den ihn viele sehen? Oder doch ein Künstler von hohen Graden? Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider gaben mit einem Ringelnatz-Abend am vergangenen Samstag eine sehr persönliche Antwort auf diese Frage. Sie hatten Ringelnatz-Texte aus ganz verschiedenen Phasen seines Lebens und Schreibens ausgewählt und präsentierten sie im kleinen, intimen Rahmen der idyllisch an der Glonn gelegenen Furthmühle zwischen Odelzhausen und Egenhofen. Nur knapp zwei Dutzend Zuschauer hatten sich in der Museumsmühle eingefunden, in der bis vor kurzem noch Getreide gemahlen wurde und seit einigen Jahren ein anspruchsvolles Kleinkunstprogramm angeboten wird.
Mit Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider waren diesmal zwei Schauspieler in die Furthmühle gekommen, die ganz offensichtlich einen besonderen Bezug zu Ringelnatz und seinem Werk haben. Sie sehen hinter dem 1883 geborenen und 1934 verstorbenen Mann, der ein von Geldnot und zeitweilig selbst von Obdachlosigkeit geplagtes Wanderleben geführt hat und erst in späteren Jahren künstlerische Anerkennung fand, einen sensiblen, durchaus tiefgründigen, oft auch melancholischen Menschen.
Das Schreiben, auch das Zeichnen und Malen, hat das Leben von Ringelnatz, der eigentlich Hans Gustav Bötticher hieß, von Kindheit an bestimmt: Eine der Erzählungen, die v. Falkenstein und Wegscheider vortrugen, hat Ringelnatz als nur Zwölfjähriger geschrieben. Von Kindesbeinen an hat Ringelnatz offenbar auch unter seiner körperlichen Erscheinung gelitten, unter seiner langen Nase und der kleinen Statur, weshalb der Einstieg ins Programm von Wegscheider und Kaiser auch diesen von Ringelnatz selbst thematisierten Äußerlichkeiten galt.
Aber auch etwas Anarchisches steckte offenbar in dem gebürtigen Sachsen: Seine Rotkäppchen-Version "aus Sicht eines Seebären" stellt alle gängigen Vorstellung, wer hier der Gute und wer der Böse ist, lustvoll auf den Kopf: Die Großmutter nämlich frisst alle Akteure der Geschichte einschließlich des "bösen" Wolfes selber auf.
Selbst dort, wo fantastische Ideen, Wortwitz, die Lust am Reimen und überraschende Wendungen den Inhalt der oft nur ganz kurzen Gedichte von Ringelnatz bestimmen, ist spürbar, dass es ihm zugleich auch um hintersinnigen Ernst geht. So etwa bei seinem bekannten Gedicht von den Hamburger Ameisen, die nach Australien aufbrechen, bereits auf der Altonaer Chaussee aber "weise auf den zweiten Teil dieser Reise" verzichten: Ihnen tun inzwischen die Beine weh. "Gib nach, wenn die Dinge zu beschwerlich werden", heißt hier offensichtlich der Ratschlag, den der von so vielen schwierigen Lebensumständen geplagte Dichter wohl auch sich selber gibt. Das Leben als Seemann, Schlangenbändiger, kurzzeitigem Tabakladenbesitzer, Bohemien in Schwabing und "Hausdichter" im Münchner "Simplicissimus" unter Kathi Kobus, als reisender Vortragskünstler und erst ab 1920 in Berlin und auf vielen anderen Bühnen erfolgreicher Kabarettist zwang Ringelnatz oft genug dazu, sich mit einem lachenden und weinenden Auge in die Umstände zu fügen.
Gegen Ende dieses Lebens, das zuletzt noch von einem Veröffentlichungs- und Auftrittsverbot der Nazis gekennzeichnet war, werden Ringelnatz' Themen ernster, stärker von der Erinnerung an den Vater oder von der Suche nach Verständnis und Liebe - die er bei seiner Frau Leonharda Pieper fand - geprägt.
Wie zeitlos die Texte von Ringelnatz sind, und wie sehr sie gerade auch in unsere Zeiten passen, zeigt ein Aphorismus, mit dem von Falkenstein und Wegscheider den Abend beschlossen. "Die Leute sagen, die Zeiten werden schlimmer - die Zeiten bleiben immer - die Leute werden schlimmer", heißt das Resümee des hellsichtigen Ringelnatz.
Was dem Abend in der Furthmühle seinen besonderen Reiz verlieh, war die Interpretation der Texte durch Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider. Als Schauspieler, die an verschiedenen Bühnen tätig sind und gemeinsam oder auch mit anderen Partnern literarische Lesungen geben, können sie den Texten eine zusätzliche Dimension verleihen: die des körperlichen Ausdrucks. Wunderbar waren ihr auf einander bezogenes Mienenspiel, die Gesten, mit der sie Sprache untermalten und zusätzlich gestalteten. "Grandios" urteilte eine Zuhörerin, als sie von Falkenstein und Wegscheider für den unterhaltsamen Abend dankte.

Kritik Winterlingen 2015

Winterlingen. Unter dem Titel "Ich bin so knallvergnügt erwacht" hangeln sich Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider auf der Bühne des K3 mit ihrer abwechslungsreichen szenischen Lesung an der Biografie von Joachim Ringelnatz und seinen facettenreichen Werken entlang. Das geschieht nicht nur mittels Lesung, sondern auch durch Gesang und theatralische Einlagen.

 

Das Bild des bekannten Malers, Schriftstellers und Kabarettisten mit seinem feinsinnigen Humor erfährt in der Lesung eine Ganzheitlichkeit, indem sie seine tiefgründige und schwermütige Seite beleuchtet. Für ihr Repertoire haben die beiden Schauspieler recherchiert, etwa im Internet, anderes ist aus "Reisebriefe eines Artisten" sowie aus Kurzgeschichten aus den "Meistererzählungen".

 Die beiden wollen mit ihrer Lesung "die Lust wecken, sich mit Ringelnatz zu beschäftigen", was ihnen ohne weiteres gelingt, anhand der Werke, die sich im Laufe des Lebens von Ringelnatz angesichts von Krankheit und Tod verändern. Der 1883 in Wurzen geborene Dichter hieß eigentlich Hans Gustav Bötticher. Erste Veröffentlichungen sind in Auerbachs Deutschem Kinderkalender zu lesen: das Ostermärchen und die zwei Geschichten vom Alten Fritz. Nach Seefahrerzeit und Wanderjahren kamen die Auftritte in der Künstlerkneipe Simplicissimus; dort wurde er zum Hausdichter. 1920 heiratet er die Lehrerin Leonarda Pieper und nannte sie Muschelkalk. Ihr widmet er das Liebesgedicht "Die Löcher sind die Hauptsache in einem Sieb, ich habe dich so lieb".

Aus dem "Kindergebetchen" sorgt besonders der dritte Vers für Lacher: "Lieber Gott mit Christussohn, ach schenk mir doch ein Grammophon. Ich bin ein ungezog’nes Kind, weil meine Eltern Säufer sind. Verzeih mir, dass ich gähne. Beschütze mich in der Not, mach’ meine Eltern noch nicht tot und schenk der Oma Zähne." Zahlreiche Gedichte geben die beiden im Wechsel, andere im Dialog zum Besten, wie "Der Komiker", "Schöne Frauen", "Schöne Katzen" und "Humorvolle Spinner" mit der Pointe: "Jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut der andere leise". Heiter geht es weiter mit "der Sänger" und "Es kann kein Mann vor Damenwäsche gähnen".

Schwermütig stimmte den Dichter der Tod seines Vaters, das bringt er mit "Gedenken an meinen Vater" sowie "An meinen längst verstorbenen Vater" zum Ausdruck. 1933 treten die Symptome der Tuberkulose auf, verdeutlicht in "Mensch und Tier": Darin stellt er die Frage: Wieviele Menschen gibt’s und wieviel Tiere?

Theatralisch veranschaulicht Wegscheider das Gedicht "Der Nagel und die alte Schraube" – woher auch der Spruch rührt: "Alte Liebe rostet nicht" –, indem er telefonischen Kontakt zu seiner Liebsten aufnimmt. Es erklingt das Volkslied "Wenn ich ein Vöglein wär".

Nach schwerer Krankheit starb Ringelnatz 1934 und wurde auf dem Berliner Waldfriedhof begraben. Der lange Applaus bescherte die Zugaben "Passbilder sind die Rache des Fotografen", und "Leute sind wie Uhren, wenn man sie aufzieht, gehen sie". 


Kritik 2016

Münsing, 11. April 2016

Merkur Zeitungsbericht von Andrea Weber
Münsing – Zu Schulzeiten kannte man Joachim Ringelnatz "den Nasenkönig". Zu seinen Ehren gab es im Münsinger Freiraum nun eine szenische Lesung.
Seine lange Nase und sein zackiges Profil reizten zur Karikatur, das wusste Joachim Ringelnatz selbst am besten. Darunter litt er, dadurch kam er zu Ruhm. Zu Schulzeiten nannte man ihn „den Nasenkönig“ oder „das Rüsseltier“. Er nahm es in der Öffentlichkeit mit Humor – im Stillen konnte er manchmal verzweifeln.
Herrlich skurril, wunderbar amüsant, aber auch zum Teil sehr nachdenklich schilderten die Münchner Theaterschauspieler Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider in einer szenischen Lesung mit ausdrucksstarkem Rollenspiel das kurvenreiche und mitunter tragische Leben des großen deutschen Dichters, Kabarettisten und Malers. Gespickt mit trockener Lyrik und herrlichen Wortspielereien unter dem Titel „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“, brachten die beiden Bühnenkünstler Joachim Ringelnatz als einfachen Menschen, als lange Zeit verkannten Künstler und Tausendsassa dem Publikum näher. Es war ein Abend voller wunderbarer Ringelnatz-Weisheiten, zum Lachen und zum Weinen, im gut besuchten Münsinger Freiraum.
Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934), der mit bürgerlichem Namen Hans Gustav Bötticher hieß, war ein Seemann, ein Schlangenbändiger und Zigarrenverkäufer. „Sein Leben war hart und bitter einfach, aber reich an seltenen Bildern“, zeichneten von Falkenstein und Wegscheider dessen Werdegang nach. Er selbst kurbelte „am großen Weltgetriebe“ und erlebte „Ergreifendes und Anregendes“. Sein unüberwindlicher Wandertrieb führte den Künstler als Seemann durch 22 außerdeutsche Länder bis nach Südamerika und Afrika. Er war ein „Heimatloser“ – so der Titel eines Verses – der seine Ideologie in Meerschweinchen-Sehnsüchten verpackte. „Sah mich bange an. Sah mich lange an. Sann wohl hin und sann her. Wagte sich dann heran. Und fragte mich: Wo ist das Meer?“ Erst spät kam der Durchbruch mit seinen humoristischen Gedichten um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu.
Trotz dieses Erfolgs kämpfte der Künstler stets ums Überleben, in einer von Hungersnot geprägten entbehrungsreichen Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs. Er lernte 1909 in München im Künstlerlokal „Simpl“ die Boheme kennen. Seine Weggefährten waren Frank Wedekind, Hermann Hesse, Erich Mühsam und andere. Erst hier begann seine literarische Karriere.
Für seine groteske und anarchistische Unsinn-Poesie über das Alltägliche wurde Ringelnatz bekannt. Sein Interesse galt nicht der Politik, eher dichtete er sich seine Vorstellungen zusammen, etwa was „der männliche Briefmark erlebte“ und philosophierte über die Sinnhaftigkeit von Pflastersteinen. „(…) Jedoch den Menschen fiel’s nicht ein, mit ihm sich zu befassen, denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein. Und muss sich treten lassen.“ Seine Texte wirken banal und sind doch tiefgründig. 1933 verbrannten die Nazis seine Bücher und verboten ihm Auftritte als Kabarettist. 1934 verstarb Ringelnatz verarmt in seiner Wohnung in Berlin an Tuberkulose. Tina-Nicole Kaiser und Jürgen Wegscheider haben all ihr schauspielerisches Feingefühl eingesetzt, um den großen Dichter mit der langen Nase einen Abend zurückkehren zu lassen.

Berlin, 26. Februar 2016

Was sucht ein Suahelihaar denn nachts um drei am Kattegatt?!
Eine szenische Lesung über Joachim Ringelnatz im Periplaneta Literaturcafé Berlin mit Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider.
Ringelnatz beklagte einmal: „Meine lange Nase und mein zackiges Profil reizten zur Karikatur. Aber mir scheint, daß die meisten Maler über der Karikatur das Porträt vergaßen.“ Dieses Versäumnis holten Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider beim Ringelnatz-Abend „Ich bin so knallvergnügt erwacht“ im Periplaneta Literaturcafé nach. Mit einer Mischung aus Biographischem, bekannteren und unbekannteren Geschichten und Gedichten und sogar Texten aus seiner Zeit als Werbetexter, zeichneten sie ein subtiles Bild von Joachim Ringelnatz und zeigten, dass man es, wie Erich Kästner über ihn schrieb, nicht mit einer Kabarettnummer sondern mit einem Dichter zu tun hat.
Die szenische Lesung vereint humoristische Texte mit nachdenklichen, die die Zerrissenheit und Getriebenheit Ringelnatz’ andeuten; die ironischen Dinggedichte, die den Alltagsgegenständen ganz in Francis Ponges Sinne Leben einhauchen, haben hier genau so ihren Platz wie Gedanken über Vergänglichkeit. Der Vortrag der beiden freiberuflichen Schauspieler zielt dabei nicht nur auf die Pointen, sondern lässt heraushören, dass der Reiz der Gedichte in der Spannung zwischen ebendiesen überraschenden Wendungen und pfiffigen Reimen mit der leise anklingenden Melancholie und dem nüchternen Pathos liegt.
Spannend war auch, die Texte im Gesamtkontext von Ringelnatz’ Leben zu hören, um in Ansätzen zu verstehen, warum was geschrieben wurde.
So lacht man zwar immer noch über das Meerschweinchen auf der Suche nach dem Meer, die Ameisen mit den müden Beinchen und den armen Sauerampfer zwischen den Bahngleisen, aber man weiß auch, dass es von einem Menschen kommt, der nie wirklich sesshaft war, sein Leben lang von einem Gelegenheitsjob in den nächsten gestolpert ist, viel rumgekommen und mit 50 Jahren völlig verarmt gestorben ist, nachdem ihm in seinen letzten Jahren von den Nazis ein Auftrittsverbot verhängt wurde.
Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider – der Ringelnatz fast ein wenig ähnlich sieht – sind dabei sehr gut aufeinander eingespielt und bringen die Stimmung der Werke toll rüber. Seit zehn Jahren arbeiten die beiden zusammen und gehen mit ihren szenischen Lesungen deutschlandweit auf Tournee. Dabei bevorzugen sie eher kleinere Veranstaltungsorte, wie das Periplaneta Literaturcafé, weil diese Art von Lesung eine gewisse Intimität braucht, die in großen Hallen nur schwer herzustellen ist, so Tina Nicole von Falkenstein. Ringelnatz, weil man bei ihm „um die Ecke denken muss“, sagt Jürgen Wegscheider, und weil er an Aktualität kaum eingebüßt hat, obwohl er seit gut 80 Jahren tot ist. Vielleicht entdeckt der ein oder andere ihn bei dieser Lesung wieder, auf jeden Fall eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung, und wenn das nicht die Wahrheit ist, dann ist das wohl gelogen!
Louisa Chandra Esser



Kritik Untergriesbach 2015

Ziel war es, ein Theater in die Region zu den Menschen zu bringen. Bohus Z. Rawik ist dies gelungen: Im Haus am Strom ist nun das 3Ländereck-Theater beheimatet. Sein Versprechen, sehr gute Schauspieler zu engagieren, hat der Untergriesbacher gehalten und wurde dafür mit einem ausverkauften Haus belohnt. Die Akteure Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider schafften es, das Publikum zu begeistern. Locker im Mix zwischen Fröhlichkeit und Melancholie zelebrieren sie die Stücke von Joachim Ringelnatz.


"Allerlei von der Liebe"

Kritik 2024

Südkurier, Schönwald 13. September 2024

Hier gibt es allerlei von der Liebe zu entdecken
Das Thema beschäftigt Autoren seit jeher, wie Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider im Schönwälder Eschle beweisen
Schönwald – „Allerlei von der Liebe“ durften die Besucher der szenischen Lesung mit Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider im Eschle erleben. Die beiden Schauspieler näherten sich dem Thema zunächst aus dem Off – einige Besucher waren sich sogar zunächst sicher, dass die Beiden noch gar nicht anwesend seien. Doch plötzlich erklangen aus der kleinen Küche Stimmen, die feststellten, dass zu große Nähe nicht gut sei – „und überhaupt!“ Doch am Ende des Ehekrachs heißt es bei Kurt Tucholsky: „Gebt Ruhe, ihr Guten! Haltet still. Jahre binden, auch wenn man nicht will. Das ist schwer: Ein Leben zu zwein. Nur eins ist noch schwerer: einsam zu sein.“ Die Schauspieler sinnierten in trefflich ausgewählten Szenen über die Liebe – über Liebeslust, Liebesfrust, Liebesleid, Liebesschmerz, Liebesglück, auch über käufliche Liebe.
Denn vom ersten zarten Kuss bis hin zum Ehebruch hat die Literatur – nicht nur die deutsche – sehr viel zu bieten, von Wilhelm Busch über Christian Morgenstern bis hin zu Manfred Kyber. Der erzählte, dass es selbst bei der Spatzenfamilie Lups nicht ganz einfach sei zwischen Herrn und Frau Lups.
Alle haben sich mit der Liebe und ihren Fährnissen beschäftigt, sogar Gotthold Ephraim Lessing, Wolfgang Amadeus Mozart und auch Wilhelm Busch und insbesondere William Shakespeare. Selbst der anarchistische Schriftsteller Erich Kurt Mühsam hat Liebesgedichte in seinem Werk. Viele davon wurden auf spezielle Art von Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider dargeboten – wobei die Frau am Ende Recht hatte. Auf manchmal skurrile, stets witzige, ab und zu wehmütige, romantische Art. Aber immer mit einem Augenzwinkern.


 

Kritik 2019


Die Liebe macht am Bahnhof den Auftakt

Alexander Pracht, 12.03.2019
Wildeshausen - „Liebe“ wird im Wörterbuch als eine „im Gefühl begründete Zuneigung zu einem (nahestehenden) Menschen“ definiert. Doch die Literatur hat zur Thematik „Liebe“ mehr zu bieten als eine Definition. Auszüge aus Werken, die die Liebe behandeln, haben die Schauspieler Tina Nicole von Falkenstein und Jürgen Wegscheider in einer szenischen Lesung mit dem Titel „Allerlei von der Liebe“ vorgetragen. Ihr Auftritt fand als erste Veranstaltung im neuen Gebäude der Volkshochschule Wildeshausen am Bahnhof statt.
Die Protagonisten stürmten in einem wilden Streitgespräch die Bühne. In ihren ersten Dialogen stellten Kaiser und Wegscheider ein Ehepaar dar und thematisierten Vorurteile gegen den jeweils anderen Ehepartner. Ihre Texte schmückten beide Darsteller immer wieder mit gekonnt eingebauten schauspielerischen Aspekten und Sprechgesang aus. Es folgten Texte von Autoren wie Wilhelm Busch, Arthur Schnitzler und Joachim Ringelnatz. Es fanden sich zudem vereinzelt Auszüge aus den Werken von William Shakespeare und Johann Wolfgang von Goethe im Programm wieder.
Von Falkenstein und Wegscheider behandelten vom ersten Kuss bis hin zum Ehebruch alle Facetten der Liebe – und nahmen humorvoll die Eitelkeit des Mannes auf die Schippe.
Tina Nicole von Falkenstein steht seit über 20 Jahren als ausgebildete Schauspielerin auf den Bühnen Deutschlands. Aktuell spielt sie im Ensemble der Volksbühne Michendorf. Die gebürtige Nürnbergerin führt mit ihrem Kollegen Jürgen Wegscheider, der auch als Sprecher, Rezitator und Lektor aktiv ist, das Programm „Allerlei von der Liebe“ seit 2010 auf. Es war ihr zweiter Auftritt in der Wildeshauser VHS, nachdem beide im März des vergangenen Jahres erstmals in der Volkshochschule zu Gast waren

Kritik Lübz 2017

[....] Die kleine Vorstellung war jedenfalls ein Ohren- und sogar ein Augenschmaus. Zu danken war dies einerseits den großartigen Texten...[...] Andererseits hauchten zwei professionelle Schauspieler[...] den Texten Leben ein. Immer wieder gab es Momente, in denen sich auf dem schönen Gesicht von Tina Nicole v. Falkenstein so fein der Ausdruck einer Rolle abzeichnete, dass die Zuschauer glauben konnten, einem Bühnenschauspiel beizuwohnen. Als beide gar den Dialog zwischen Soldat und Hure aus Arthur Schnitzler's "Reigen" sprachen, vergaß man vollends, dass man in einer Art bestuhltem Wohnzimmer saß. Wenn man sich auf die Effekte einließ. (Zeitung für Lübz)


Kritik Dingolfing 2015

Ein erlesenes Publikum besuchte am Samstagabend in der Herzogsburg die heitere, szenische Lesung zum Allerweltsthema "Liebe". Aber wenn man, wie die beiden Schauspieler, Tina Nicole v. Falkenstein und Jürgen Wegscheider, auf die zum Teil satirischen Texte von Joachim Ringelnatz oder Wilhelm Busch zurückgreift, kommt nichts Schmachtendes oder Kitschiges aufs Tapet, sondern es dominieren die Gefühle, schwankend zwischen Liebeslust und Liebesfrust, modern gesprochen. (...) Lautstark und turbulent polterten die beiden Sprecher mit dem "Ehekrach" von Kurt Tucholsky im Zwischenparterre los und kamen deklamierend die Treppe hinauf vor das Publikum, das danach dem fulminanten Einstieg lebhaften Applaus spendete.  Die Rezitatoren trugen die pfiffigen Verse von Arthur Schnitzler, Klabund, Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz mit klarer, ausdrucksvoller Stimme vor, und ihr Mienenspiel unterstrich die vielfältigen Empfindungen, die in den Gedichten, Sprüchen und Versen zum Ausdruck kamen.

Besonders gelungen war ihr Vortrag aus dem Auszug aus dem "Reigen" von Arthur Schnitzler, zu dem sie sich erhoben und ohne Blickkontakt versuchten, ein Tête-à-Tête herbeizuzaubern. Das Unterfangen muss schließlich scheitern, die Empörung der Frau bleibt wirkungsvoll im Raum zurück und Applaus brandet auf.

Auch die zahlreichen Texte von Wilhelm Busch und Kurt Tucholsky, meist süffisant und frivol bei Tucholsky, witzig und keck bei Wilhelm Busch, amüsieren die Zuhörer köstlich, enthalten die Verse doch immer auch ein Quäntchen Lebensweisheit, vor dem sich niemand verschließen kann. (...) Große Lebendigkeit entstand, als die beiden Schauspieler je einen Witz erzählten, J. Wegscheider einen bayrischen, Tina Nicole v. Falkenstein einen jiddischen. Da erklang schallendes Gelächter, denn auch hier zeigte sich der glänzende Esprit der Verfasser.



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